Freitag, 3. Juli 2015

Seebad 1: Wollishofen

Irgendwo hinter der Landiwiese musste es noch eine eine richtige Badi geben. Ich kann mich aber nicht erinnern je in der Badi Wollishofen gewesen zu sein.

«Die Anlage mittlerer Grösse bietet ein hübsches Beispiel dafür, wie auch in sehr stark ausgenütztem Stadtgebiet, zwischen Villen, Industriebauten und belebten Verkehrsadern noch naturschöne Winkel für die Allgemeinheit geschaffen werden können.» So beschreibt Stadtbaumester Hermann Herter 1945 das Bad in der Schweizerischen Bauzeitung. Die Situation am Ufer hat sich entspannt: die Industriebauten sind umgenutzt, die Bahn nutzt mehrheitlich ihren Tunnel nach Thalwil und die Autos die Autobahn. Der Fussgänger aber – die vermeidtlich zahmsten Verkehrsteilnehmer – schneiden das Bad vom See ab und nehmen der Schwimmerin die Sicht.

Zuerst aber betreten wir von der Seestrasse her das Bad ebenerdig über die Eingangshalle. Von hier führen treppen ins lichte Obergeschoss und getrennt hinunter die Damen und Herren zu ihren Garderoben im Erdgeschoss. In diesen erinnerte uns nicht nur das Müffeln aus den Kästchen an die ehemals vordringliche hygienische Funktion der Bäder. Der Boden aus ziegelgrossen, hellen Platten ist abends, glitschig, recht grasig und dreckig;  kurz: "gruusig drüütuusig". Schnell umziehen und raus. Strassenseitig liegen die Garderoben souterrain, vis-à-vis aber öffnet sich das Bad ebenerdig gegen den See mit zwei grossen, lichten Räumen. Zehn Schritte über eine Rasenfläche (Liegewiese) führen zum See. Über hohe Steinstufen, die einen Erwachsenen wie ein Kleinkind treppenlaufen lassen, gelangt man in den Kinderbereich im See. Dieser ist umfriedet um die Kleinen und die grossen Blasio-Monster zurückzuhalten. Über einen Steg gelangen Schwimmer in den See oder über eine Slackline auch trockenen Fusses zum Sprungturm (1 und 3 Meter). Gegen die Villa Mooser in Richtung Stadt ist der Badebereich durch einen schönen einseitig verglasten Steg mit filigranen Dach begrenzt. Dagegen trennt brutal die robuste Konstruktion des Cassiopeia-Steg das Bad vom See und Horizont!

Ein Firmenanlass auf dem Areal verhinderte den Besuch des romantischen Seerestaurants (geführt von Herrn Meier und Herrn Studer) mit gedecktem Bereich. Wenn auch nur darum, kommen wir wieder.

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